Wie Sie als Verbraucher unfaire Vertragsklauseln anfechten
Sie haben einen Vertrag unterschrieben – sei es für ein Handy-Abo, einen Mietvertrag oder eine Dienstleistung – und plötzlich stoßen Sie auf eine Klausel, die Ihnen seltsam vorkommt? Eine Klausel, die Ihnen unfair erscheint, zu viele Verpflichtungen auferlegt oder Rechte entzieht, die Sie eigentlich haben sollten? Sie sind damit nicht allein. Viele Verbraucher in Österreich fühlen sich bei der Komplexität von Verträgen manchmal überfordert. Doch lassen Sie sich nicht entmutigen! Als Konsument sind Sie nicht machtlos. Es gibt klare Wege und Rechte, um unfaire Vertragsklauseln anzufechten und sich gegen Benachteiligungen zur Wehr zu setzen. In diesem Artikel zeigen wir Ihnen, wie Sie Ihre Rechte wahrnehmen und was Sie tun können, wenn eine Klausel ungültig zu sein scheint.
Was sind überhaupt „unfaire“ Vertragsklauseln?
Bevor wir ins Detail gehen, klären wir, was eine „unfaire“ oder ungültige Vertragsklausel aus rechtlicher Sicht bedeutet. Im österreichischen Recht sind besonders sogenannte Allgemeine Geschäftsbedingungen (AGB) – das Kleingedruckte in den meisten Standardverträgen – streng geregelt. Der Gesetzgeber schützt Verbraucher durch das Konsumentenschutzgesetz (KSchG) und das Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch (ABGB) davor, durch solche Klauseln übervorteilt zu werden.
Eine Klausel gilt oft als unfair oder ungültig, wenn sie:
- den Konsumenten gröblich benachteiligt (§ 879 Abs 3 ABGB).
- für den Konsumenten überraschend ist und er mit ihr vernünftigerweise nicht rechnen musste (§ 864a ABGB).
- gegen zwingende gesetzliche Bestimmungen verstößt.
- unverständlich oder intransparent formuliert ist.
Denken Sie an Beispiele wie überlange Kündigungsfristen, versteckte Gebühren, einseitige Leistungsänderungen durch den Anbieter ohne Zustimmung oder den Ausschluss wichtiger Gewährleistungsrechte. Solche Klauseln können unwirksam sein und sind dann rechtlich nicht bindend für Sie.
Erste Schritte: Was können Sie selbst tun?
Wenn Sie eine verdächtige Klausel entdecken, ist es wichtig, methodisch vorzugehen. Hier sind Ihre ersten Schritte:
Vertrag genau lesen und verstehen
Nehmen Sie sich Zeit, den gesamten Vertrag noch einmal sorgfältig durchzulesen. Markieren Sie die betreffende Klausel. Versuchen Sie, ihre Bedeutung so gut wie möglich zu erfassen. Manchmal hilft es, sich eine zweite Meinung von Freunden oder Familie einzuholen, um eine andere Perspektive zu bekommen.
Die Klausel identifizieren und dokumentieren
Halten Sie die genaue Formulierung der Klausel fest und notieren Sie, warum Sie sie für unfair oder ungültig halten. Sammeln Sie alle relevanten Dokumente: den Vertrag selbst, E-Mails, Korrespondenz oder Rechnungen, die mit dem Vertrag in Verbindung stehen. Eine gute Dokumentation ist die halbe Miete, falls Sie später rechtliche Schritte einleiten müssen.
Direkter Kontakt zum Vertragspartner
Oft lässt sich ein Problem auf dem direkten Weg klären. Schreiben Sie Ihrem Vertragspartner eine höfliche, aber bestimmte E-Mail oder einen Brief. Schildern Sie klar und sachlich, welche Klausel Sie beanstanden und warum Sie sie für ungültig halten. Verweisen Sie auf Ihre Verbraucherrechte. Fragen Sie nach einer Klärung oder einer Anpassung der Klausel. Bleiben Sie dabei sachlich und professionell. Bewahren Sie unbedingt eine Kopie dieses Schreibens sowie den Nachweis des Versands auf.
Wenn der Dialog nicht fruchtet: Professionelle Hilfe suchen
Sollte Ihr direkter Kontakt zum Vertragspartner nicht zum Erfolg führen, müssen Sie Ihre Rechte nicht alleine durchsetzen. In Österreich gibt es mehrere Anlaufstellen, die Ihnen kostenlos oder kostengünstig helfen können:
Die Arbeiterkammer (AK) und der Verein für Konsumenteninformation (VKI)
Die Arbeiterkammer (AK) und der Verein für Konsumenteninformation (VKI) sind Ihre wichtigsten Verbündeten im Kampf gegen unfaire Vertragsklauseln. Beide bieten umfassende und oft kostenlose Rechtsberatung für Konsumenten an. Sie prüfen Verträge, informieren über Ihre Rechte und können sogar Musterklagen gegen Unternehmen einleiten, wenn viele Konsumenten von denselben unfairen Klauseln betroffen sind. Zögern Sie nicht, sich an sie zu wenden. Sie haben Expertise und Erfahrung im Umgang mit solchen Fällen.
Rechtsanwalt oder Rechtsberatung
Für komplexere Fälle oder wenn es um größere Summen geht, kann es sinnvoll sein, einen auf Konsumentenrecht spezialisierten Rechtsanwalt zu konsultieren. Viele Anwälte bieten eine kostengünstige Erstberatung an, bei der Sie die Erfolgsaussichten und die weiteren Schritte besprechen können. Auch die Rechtsanwaltskammern bieten oft eine erste, meist kostenlose Rechtsauskunft an.
Schlichtungsstellen
In vielen Branchen gibt es auch staatlich anerkannte Schlichtungsstellen. Diese dienen dazu, Streitigkeiten außergerichtlich beizulegen. Das Verfahren ist oft weniger formell, schneller und kostengünstiger als ein Gerichtsverfahren. Eine Schlichtungsstelle versucht, zwischen Ihnen und dem Unternehmen zu vermitteln, um eine für beide Seiten akzeptable Lösung zu finden.
Wichtige Tipps für Ihr Vorgehen
- Bleiben Sie sachlich und höflich: Auch wenn Sie frustriert sind, ein ruhiger und sachlicher Ton wirkt professioneller und ist oft zielführender.
- Fristen beachten: Achten Sie genau auf eventuelle Fristen, zum Beispiel für einen Widerspruch oder einen Rücktritt vom Vertrag.
- Alles schriftlich festhalten: Jegliche Kommunikation – ob mit dem Vertragspartner, der AK, dem VKI oder einem Anwalt – sollte schriftlich erfolgen und dokumentiert werden.
- Keine Angst haben: Sie haben Rechte! Der Gesetzgeber schützt Sie als Konsument. Scheuen Sie sich nicht, diese Rechte auch einzufordern.
Die Auseinandersetzung mit unfairen Vertragsklauseln mag auf den ersten Blick entmutigend wirken, aber Sie haben als Konsument in Österreich starke Rechte und viele Unterstützungsangebote. Indem Sie informiert und proaktiv handeln, können Sie sich effektiv gegen Benachteiligungen wehren und sicherstellen, dass Ihre Verträge fair und gesetzeskonform sind.
Fühlen Sie sich unsicher, ob eine Klausel in Ihrem Vertrag gültig ist oder welche Schritte Sie als Nächstes unternehmen sollen? Wir sind hier, um Ihnen zu helfen und Ihnen Klarheit zu verschaffen. Fordern Sie eine Vertragsprüfung an.
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